Lest hier unsere Position zur aktuellen Diskussion um die Streichung der finanziellen Förderung des Freien Radio Fratz. Hintergrundinfos und weitere Stellungnahmen gibt es zum Beispiel hier: https://www.radio-fratz.de/category/news/
Wir – die Feministische Aktion Flensburg – solidarisieren uns mit dem Freien Radio Fratz Flensburg und fordern den Erhalt des Zuschusses aus städtischen Mitteln, damit der Radiobetrieb für alle Flensburger*innen bestehen bleibt.
In bereits mehreren Zusammenarbeiten hat das Freie Radio unserem Netzwerk die Möglichkeit zu freier Meinungsäußerung gegeben, so wie auch am kommenden 8. März – dem Internationalen Feministischen Kampftag. Gerade in Zeiten der Pandemie bietet das Freie Radio eine seltene und wertvolle Plattform, um feministische Themen regional und niedrigschwellig zugänglich zu machen. Zudem ist das Radio ein Lernort, an dem wir unsere Kenntnisse um journalistisches Arbeiten und den Radiobetrieb bereits auf vielfältige Art und Weise erweitern konnten.
Die Begründungen für die Streichung der Förderung seitens der CDU und FDP sind uns nicht ersichtlich. So sagte Arne Rüstemeier: „Wer von Bürgergeld finanziert wird, muss auch allen Bürgerinnen und Bürgern offenstehen“. Mit dieser Äußerung reiht er sich in ein klassisches Narrativ ein, dem wir entschieden widersprechen wollen. Es gibt keine völlig inklusiven Räume. Wenn in dem Radio zum Beispiel Menschen mit rechtsoffener oder rechter Gesinnung arbeiten würden, wäre der Raum automatisch für Frauen, Lesben, Inter, Nicht-binäre, Trans und Agender Personen (FLINTA*) und Black, Indigenous and People of Color (BIPoC) schwerer zugänglich, wie auch viele wissenschaftliche Studien darlegen. Freien Zugang öffentlich zu verkünden und dann darauf zu hoffen, dass eine gerechte Repräsentation vorhanden sein wird, ist naiv. Wir sagen im Gegenteil: Durch Exlusion wird auch immer eine Inklusion geschaffen, nämlich genau für die Menschen, welche anderswo von Diskursen ausgeschlossen und diskriminiert werden. Exklusionen finden überall statt, das ist den meisten Menschen nur nicht bewusst, weil es der eigenen Gewohnheit entspricht, dass weniger oder keine FLINTA*s und BIPoCs beteiligt sind. Unserer Auffassung nach, kann kein (Freier) Radiosender beanspruchen, wirklich allen Bürger*innen gleichermaßen zu dienen.
Dass jetzt Repräsentanten zweier konservativer und männlich dominierter Parteien dem Freien Radio öffentliche Gelder streichen möchten, finden wir daher äußerst problematisch. Freie Radios sollen und können auf einzigartige Weise andere Perspektiven sichtbar machen und somit dazu beitragen, dass sich in dieser Arbeit auch in der Stadt Flensburg die Diversität unserer Gesellschaft widerspiegelt. Das freie Radio Fratz bietet vielen Menschen, die von struktureller, teilweise mehrfacher Diskiminierung, betroffen sind, einen stressfreieren, motivierenden, unterstützenden und empowernden Raum. Dieser Raum darf nicht von Menschen genommen werden, die womöglich nicht in der Lage sind, die Wichtigkeit solcher Räume zu erkennen.